Als erstes möchte ich sagen, dass ich 31 Jahre alt bin, und durch einen Motorradunfall querschnittgelähmt bin. Das heisst, dass ich sowohl Sexualität als Nichtbehinderter und Behinderter erlebt habe.

Für einen behinderten Mann/Mensch ist es alleine schon schwierig genug, den Wunsch nach Sexualität zu äussern. Viele machen ihre ersten Erfahrungen mit der Sexualität mit anderen Behinderten, z.B. wenn sie in eine spezielle Einrichtung wie ein Rehabilitationszentrum gehen, um dort eine Ausbildung zu erhalten. So zumindest ist meine Erfahrung.

Bei mir war die erste Frau, mit der ich nach meinem Unfall einen sexuellen Kontakt hatte ebenfalls querschnittgelähmt. Das machte die Sache für mich um einiges leichter, da ich ihr nicht lange erklärten musste, was bei mir geht oder nicht geht. Ich sammelte so Erfahrungen über mich selbst und welche Möglichkeiten mir als querschnittgelähmter Mann noch bleiben beim Verkehr.

Es ist für die Gesellschaft im allgemeinen eher schwierig, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Sexualität hat sehr viel mit Ästhetik zu tun, und in einer Zeit, in der Schönheit, Jugend und Fitness gross geschrieben werden, bleibt man als Behinderter oft aussen vor.

Natürlich gibt es auch viele Menschen, für die eine Behinderung keine grosse Sache ist, wenn die Gefühle stimmen.

Was meiner Meinung nach auch eine sehr grosse Rolle spielt ist der Grad der Behinderung. Es gibt Rollstuhlfahrer, die einen sehr athletischen Körper haben, und es gibt Rollstuhlfahrer die eben dick und unattraktiv sind. Ebenso gibt es einen Unterschied ob jemand selbständig oder auf Hilfe angewiesen ist.

Ist jemand ein Pflegefall, dann sinken seine Chancen, jemanden zu finden mit dem er seine sexuellen Wünsche ausleben kann, rapide. Dieser Mensch muss dann erst einmal seinem Umfeld klar machen, dass er ein solches Bedürfnis hat. Stellen Sie sich vor, dass die wenigsten eine eigene Wohnung haben. Viele leben bei ihren Eltern oder in speziellen Einrichtungen. Hat er seinen Wunsch geäussert, bleibt immer noch die Frage wie er sich diesen erfüllen kann. Auf natürlichen Wege eine Frau/Mann zu finden ist oft sehr unwahrscheinlich. Bleibt also nur die Möglichkeit, mit Kontaktanzeigen zu arbeiten oder man sucht sich eine Professionelle.

Das mit den Professionellen ist wiederum so eine Sache. Die meisten Behinderte können auf Grund ihrer Behinderung keinen “normalen Sex ” mehr haben. Das heisst, sie suchen eher jemanden der ihnen Zärtlichkeit gibt. Bei einer Professionellen kann man etwas in dieser Richtung nicht erwarten, da die Damen meist schnelles Geld machen wollen und sich nicht auf die Bedürfnisse eines Behinderten einstellen möchten. Wenn Sie es tun, geht der Preis meist sehr hoch, da kuscheln, streicheln in einer 1/4 Stunde nicht sehr viel bringt.

J.F.